Kaum ein Sozialdemokrat hat die Bonner Republik so geprägt wie Herbert Wehner – kämpferisch, wortgewaltig, tatsächlich kompromissfähig und doch stets streitlustig. Als SPD-Fraktionschef im Bundestag war er gefürchtet und geachtet, ein „Zuchtmeister“ mit unbestechlichem Kompass. Einer, der Politik nicht als Sonntagsrede verstand, sondern als tägliche, harte Arbeit für Demokratie, Gerechtigkeit und Frieden.
Am 20. März 1980 schrieb Wehner wieder einmal Geschichte: Sein unvergesslicher Ruf „Düffeldoffel!“ gegen den damaligen CDU-Fraktionsvorsitzenden Helmut Kohl geriet seinerzeit zu einer Sternstunde politischer Debattenkultur. 45 Jahre später nehmen wir dieses Ereignis zum Anlass, um dem Ausnahmepolitiker in seiner elbflorentinischen Geburtsstadt Dresden zu gedenken.
Unterstützt vom „Wehnerwerk“ und der „Herbert-und-Greta-Wehner-Stiftung“ sowie dem renommierten Wehner-Biographen Prof. Dr. Christoph Meyer tauchen wir ein in das Leben und Wirken dieses sozialdemokratischen Urgesteins. Wir räumen auf mit vielen Klischees über die Hauptstadt des „roten Königreichs Sachsen“, erleben historische Orte und führen einen tiefgehenden Austausch über Wehners Erbe und seine gerade dieser Tage wieder brandaktuelle Vision der „Vereinigten Staaten von Europa“.
Wir freuen uns auf eine inspirierende Reise – kämpferisch, kontrovers und unvergesslich, genau wie Wehner selbst!
„Das Entscheidende ist, den Menschen zu helfen“. Banal, furchtbar einfach, furchtbar wichtig – so bewertete Wehners Nach-Nach-Nach-Nachfolger Peter Struck dessen Lebensmotto zu seinem 10. Todestag.
Der vorbildliche Humanist, Patriot und Parlamentarier, den nach eigenem Bekunden die Worte der Bergpredigt in die Politik gezogen hatten, der leidenschaftliche Tabakpfeifensammler, Ehrenbürger der Stadt Hamburg und Ehrendoktor der Universität Jerusalem, der einsame Rekordhalter von 78 Ordnungsrufen (Quelle: wdr), die „größte parlamentarische Haubitze aller Zeiten“ (Heiner Geißler, CDU), der Namensgeber von „Herrn Lüg“ (Ernst Dieter Lueg, Journalist), „Herrn Übelkrähe“ (Jürgen Wohlrabe, CDU), „Frühstücksverleumder“ Friedrich Zimmermann, CSU), Herrn „Hodentöter“ (Jürgen Todenhöfer, damals CDU) und „Genosse Arschloch“ (Franz Josef Zebisch, SPD), Bundesminister und Träger des Bundesverdienstkreuzes, kurz: Dr. h.c. Herbert Richard Wehner wurde am 11. Juli 1906 in der Spenerstraße 13 im Dresden-Striesen geboren, heiratete dreimal und starb am 19. Januar 1990, also vor ganz genau 35 Jahren. Ein Grund zum Feiern? Wohl kaum. Aber zum Glück bietet uns die Geschichte einen würdigeren Anlass: Vor exakt 45 Jahren donnerte Wehners legendärer ‚Düffeldoffel‘ durch das Bonner Bundeshaus – wenn das kein Grund für eine ehrende Gedenkfahrt nach Dresden ist!